UKRAINISCHES BACHNEUNAUGE

Das Vorkommen dieser wertvollen Art ist an Flüsse mit einem natürlichen Charakter, Mäandern und unbefestigtem Flussboden gebunden. Durch Flussregulierungen, insbesondere durch Flussbegradigung, werden typische Lebensräume des ukrainischen Bachneunauges zerstört. Ihre Populationen werden derzeit an mehreren Abschnitten der Rudava, March und Donau dokumentiert. Im Rahmen des Alpen-Karpaten Flusskorridors werden an ausgewählten Pilotstandorten durch die Entfernung von Barrieren und Flussbodenbefestigungen sowohl der Lebensraum wie auch Verbreitungsmöglichkeiten dieser Art verbessert.

Merkmale

Die Tiere gehören nicht zu den Knochenfischen, sondern zu den Kieferlosen. Neben dem Kiefer fehlen ihnen auch die paarigen Flossen. Charakteristisch für alle Neunaugen ist auch das Vorhandensein von sieben rundlichen Kiemenöffnungen hinter dem Auge. Vor den Augen befinden sich die Nasengruben. Anstelle eines Kiefers besitzen Neunaugen eine Mundplatte, die mit zahlreichen Zähnen besetzt ist, deren Anzahl, Anordnung und Form zur Bestimmung herangezogen werden kann.

Das ukrainische Bachneunauge besitzt eine Gesamtlänge von bis zu 22 cm, die meisten Tiere werden etwa 18 cm lang.

Verbreitung

Das ukrainische Bachneunauge kommt im Einzugsgebiet der Donau vor, es braucht saubere, rasch fließende Gewässer in höheren Lagen. Die Art ist in Osteuropa relativ weit verbreitet. Sie ist auch im nördlichen Einzugsgebiet des Schwarzen Meers – von der Donau bis zum Kuban – heimisch.

Gefährdung und Schutzstatus

Als filtrierende Tiere sind sie besonders empfindlich gegenüber Gewässerverschmutzungen. Gravierende Eingriffe in unsere Gewässer machen dieser Art aufgrund ihres sehr speziellen Lebenszyklus zu schaffen. Speziell kleinere Bäche, die den bevorzugten Lebensraum dieser Tiere darstellen, sind durch die Nutzung der Wasserkraft bzw. durch den Bau von Ufersicherungen degradiert. Das feinsandige, lockere Sediment, welches die Larven für ihre Entwicklung brauchen fehlt, in den meisten Bächen, sodass ukrainische Bachneunaugen nur mehr in wenigen österreichischen Gewässern vorkommen und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten (Richtlinie 92/42/EWG Anhang II) aufgeführt sind.

Lebensweise

Anders als verwandte Arten aus dem Meer lebt das ukrainische Bachneunauge nicht-parasitisch, sondern weisen einen sehr ungewöhnlichen Lebenszyklus auf: während der Laichzeit zwischen April und Mail sammeln sich die reproduktionsfähigen Tiere in Gruppen an schnell überströmten Kiesbänken, an welchen die Männchen Laichgruben ausheben. In diese legen die Weibchen ihre Eier, die daraufhin von den Männchen befruchtet werden.  Auf den Schlupf erfolgt eine mehrjährige Larvenphase, welche die kleinen Larven (auch Querder genannt) blind in feinem Sediment verbringen und Nahrung aus dem Wasser filtern. Erst nach dem Erreichen der Geschlechtsreife werden funktionsfähige Augen, eine Mundöffnung ausgebildet und Geschlechtsprodukte angelegt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Larvenphase beendet, das Verdauungssystem bildet sich zurück und die Tiere stellen die Nahrungsaufnahme ein.  Der letzte Schritt in ihrem Leben ist die Reproduktion, wobei sie unmittelbar nach dem Laichgeschäft verenden.

Besonderes

Die Larven der Bachneunaugen leben viele Jahre in Sandbänken vergraben und ernähren sich, indem sie organische Partikel oder Kieselalgen aus dem Wasser filtrieren. Erst im Herbst ihres vorletzten Lebensjahres verwandeln sich die Querder in adulte Neunaugen.

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